134. Tag, Rest: 232 Tage
Who has the nose in front? Nein, bitte nicht, das versteht kein Engländer. Fragen wir lieber: who’s leading the game? Und zwar in der Disziplin Schiffstaufe, Format XXL. Da muß das Taufbecken schon ein bißchen größer sein.
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Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff scheint immer mehr in Mode zu kommen und wahrscheinlich sind die Preise längst in Bereiche gepurzelt, die mit dem ‘normalen’ Fernurlaub konkurrieren können. Ich habe da leider keine Ahnung, denn erstens verreise ich nicht gerne (England ist für mich gefühlt keine Reise, sondern eher ein Nach-Hause-Fahren) und zweitens kriegen mich keine zehn Pferde auf ein Schiff. Wasser hat nunmal keine Balken und sobald ich an Bord bin kann ich an nichts anderes mehr denken, als an das Wasser rund herum und vor allem unter uns! Schon macht sich Panik in mir breit und bleibt mir bis zur Ankunft im Halse stecken. Nein, egal wie groß der Dampfer ist, egal wie exklusiv die Reise, ich bleibe an Land. – Mit dem Fliegen habe ich kein Problem. Gott sei dank wurde der Fährbetrieb zwischen Hamburg und London schon vor Jahrzehnten eingestellt; es fanden sich einfach zu wenig Passagiere ein. Vielleicht bin ich also nicht die einzige Hamburgerin, die den Hafen zwar schätzt aber nur solange die Schiffe an der Leine fest vertäut sind.
Wenn aber ein Kreuzfahrer in den Hafen einfährt, und das passiert in Hamburg inzwischen oft und regelmäßig, dann ist das schon einen Blick wert. In London sind solche maritimen Highlights viel seltener zu bestaunen, weil einfach keine Schiffe bis ins Herz der Stadt fahren. Da stellt sich zum einen das Themsesperrwerk bei Greenwich in den Weg bzw. in die Fahrrinne und kurz später kommt dann die Tower Bridge in Sicht und begrenzt auch noch die Höhe. Auch im geöffneten Zustand, wenn also die Straße hochgeklappt ist, bleibt der obere Steg der Brücke immer stabil zwischen den beiden Türmen, in denen Wendeltreppen eingebaut sind, stehen. Zum Glück, denn so können Fußgänger auch bei offener Fahrbahn die Themse in luftiger Höhe queren. Leider hatte ich noch nie das Glück, das gerade dann ein großer Dampfer unten durchfährt. Vielleicht würde ich versuchen in den Schornstein zu spucken.
Letzten Donnerstag, als wir Himmelfahrt feierten, -in England ein ganz normaler Arbeitstag-, da wurde London dann doch einmal von einem richtig großen Schiff besucht. Die Viking Sea hatte sich zur Taufe angekündigt und fuhr bis vor den Pier an der Sternwarte von Greenwich. Das Wetter war herrlich und Tausende pilgerten ans Ufer. Abends dann der feierliche Akt, eine Champagnerflasche knallte an den Bug und schon stiegen Raketen in den Himmel. Sehr schön, alle waren begeistert. – Gleichzeitig startete in Hamburg der Hafengeburtstag. Immer am zweiten Maiwochenende wird gefeiert. Einlaufparade, Schlepperballet, Schiffstaufen, Auslaufparade. Ganz große Party. Dieses Jahr waren zwei Sachen anders als sonst: Der Geburtstag wurde gleich vier Tage lang gefeiert und das Wetter war traumhaft schön. Vielleicht trügt meine Erinnerung, aber in den letzten zwanzig Jahren war es immer kalt, regnerisch und der Wind pfiff über die Elbe. Was also für ein Glück in diesem Jahr. Kaiserwetter, die Sonne lachte ganztägig, ein Tag zum Eierlegen. Als ich die Idee hatte ein Hotelzimmer gleich an den Landungsbrücken zu buchen, sah ich der Sache wegen des launischen Wetters skeptisch entgegen. Aber es war eine gute Gelegenheit George einmal Hamburg von der besten, nämlich maritimen Seite zu zeigen. Und er war beeindruckt. Denn da war nicht ein (kleiner) Kreuzfahrer wie in London zu sehen, nein es waren gleich etliche Cruiser zusammen mit herrliche alten Segelschiffen auf der gar nicht so breiten Elbe versammelt. Abends dann die Taufe der neuen Aida, mit einer gelungenen Lightshow, erst am Schiff selbst und dann am Hamburger Nachthimmel.
Mein Fazit: Wenn Sie es maritim mögen, ein Partygänger sind und sich gerne ins Getümmel stürzen, dann sind die Schiffstaufen in Hamburg um Längen besser als die in London. Am besten aber sind die beiden Städte, wenn sie als Team arbeiten. England schickt uns seine eleganten Schiffe, die Queen Elizabeth und die Queen Mary 2 und wir kümmern uns um dann um den angemessenen Empfang. Ein Erlebnis mit Gänsehauteffekt und Langzeitwirkung.
Die Viking Sea, die in London getauft wurde, kann 930 Passagiere aufnehmen und ist 227m lang.
Die Aida Prima, die in Hamburg getauft wurde, kann 3.300 Passagiere mitnehmen und ist 300m lang.
Termine:
Die Queen Mary 2 ist in diesem Jahr noch oft in Hamburg:
- 27. Mai 2016: 7 bis 19 Uhr, Cruise Center Steinwerder
- 21. Juni 2016: 7 bis 19 Uhr, Cruise Center HafenCity
- 15. Juli 2016: 4:30 bis 23:30 Uhr, Cruise Center HafenCity
- 18. August 2016: 7 bis 19 Uhr, Cruise Center HafenCity
- 30. August 2016: 6 bis 17:30 Uhr, Cruise Center HafenCity
Ausserdem ist sie vom 27. Mai bis 21. Juni im Trockendock von Blohm + Voss für umfangreiche Umbauarbeiten.
Die Queen Elizabeth, die kleine Schwester, fährt gerade die Elbe Richtung Nordsee runter, kommt aber auch noch zweimal in diesem Jahr vorbei:
- 2. Juni 2016: 7 bis 19 Uhr, Cruise Center Altona
- 4. August 2016: 6 bis 19 Uhr, Cruise Center HafenCity
The boss himself says:
Next morning during the breakfast buffet George says: “I think the Viking Sea is the largest ocean vessel to sail on the Thames. Really not a reason to visit London. Hamburg is much more exciting. Happy birthday Hafen Hamburg.“
Ich sage: “Oh, bitte keine Würstchen für mich. Sind da nicht irgendwo Gurken oder am besten gleich ein Bismarck Hering?“
Was passierte noch am 13. Mai?
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2000 | In London öffnet die Tate Gallery of Modern Art in einem alten Kohlekraftwerk in
Southwark für den Publikumsverkehr. – Schon tausendmal (sorry, vielleicht zwölf?) gesehen und nie besucht. Das hole ich nach. |